[OSM-Berlin] Das Zentrum Berlins

Henson Stehling henson at stehling-berlin.de
Do Mär 30 16:09:21 CEST 2017


Nochmal icke.

Tja, das ist wohl eher eine philosophische Frage, ob Berlins Mitte eher
Brandenburger Tor oder Alex ist. Oder die ältesten Ausgrabungen am
Petriplatz. Man könnte natürlich eine Mehrheitsentscheidung machen.

Den Flächenschwerpunkt/geografischen Mittelpunkt finde ich völlig
ungeeignet. Dort sucht keiner die Mitte. Ist etwa so sinnvoll wie zu
West-Berliner Zeiten die Wegweiser vom Wedding nach Mitte. Westdeutsche
Besucher glaubten dann immer, da ginge es zum Ku'damm. Es ging jedoch
nach Mitte. Zum Fernsehturm, zu dem man von Wedding oder Tempelhof nicht
so ohne Weiteres hinkam.

Also, ich habe mal was recherchiert. Ich fand in

www.geobasis-bb.de/verm_bb/pdf/1_10_Mitt_Liman_151-153.pdf

eine offenbar amtliche Verlautbarung des Vermessungsamtes des Landes
Brandenburg:

Beachte Erste Seite (151), letzter Absatz. Dort widerspricht man
explizit meiner Behauptung mit den Spittelkolonaden:

  * Der Meilenobelisk am Dönhoffplatzstand 1730 vor dem Leipziger Tor
    und war nur der Ausgangspunkt der Messungen nach Potsdam, wohin die
    Strecke ziemlich genau 4 Meilen beträgt. Die Nachbildung, die heute
    fast an gleicher Stelle innerhalb der Spittelkolonnaden steht, war
    niemals wie oft irrtümlich angenommen – Ausgangspunkt der Messung
    aller Straßen,die von Berlin ausgingen.

Jedoch lese man weiter zur folgenden Seite 152 (und hole sich noch mehr
Verwirrung ab):
In der Bundesrepublik

  * Nach der Wiedervereinigung wurde dann der Bezugspunkt verändert, so
    dass sich die Entfernungsangaben auf den Bundesautobahnen und
    Bundesstraßen auf den ehemaligen Dönhoffplatz (heute etwa Leipziger
    Straße/Seydelstraße) in Berlin-Mitte beziehen [Diese Ecke ist etwa
    100 Meter von den Spittelkolonnaden entfernt. Das heißt: Für
    Autobahnen und Bundesstraßen stimmt meine Behauptung. Anmerkung von
    Henson]. Die Kilometrierungen auf den Bundesautobahnen (wie schon
    vorher auf den Reichsautobahnen und den DDR-Autobahnen), die vom
    Berliner Ring (A 10) abgehen, haben dort ihren 0-Punkt. Während der
    Spaltung der Stadt kilometrierten die Avus und die Nordautobahn vom
    Stadtring (A 100) aus, soweit sie in Berlin (West) lagen. Bei den
    Autobahnen, die vom Stadtring (A 100) abgehen und nicht bis zum Ring
    reichen, beginnen sie am Stadtring. Bei den Bundesstraßen gibt es
    keine durchgehende Kilometrierung mehr, dort sind zwischen
    „Netzknoten“ Abschnitte (Stationen) gebildet, für die selbständige
    Kilometrierungen durchgeführt werden. Es gibt also für die
    Fernverkehrsstraßen keinen „roadstarting point“ mehr, sondern nur
    noch für die Entfernungsangaben auf den Wegweisern wird Bezug auf
    Berlin-Mitte genommen.

So, damit wäre der Mittelpunkt für die Kilometrierung (nicht) geklärt.
Bleibt nur noch die Frage, wo der Mittelpunkt Berlins ist.
Henson

Am 30.03.2017 um 14:10 schrieb Henson Stehling:
>
> Einspruch! Aber nur geringfügig. Unweit der Mühlendammbrücke sind
> westwärts an der Leipziger Straße sind die Spittelkolonnaden zu
> finden. Relativ hässlich und unscheinbar, auf dem Dönhofplatz, aber
> bedeutungsvoll. Ich habe mal vor ein paar Jahren in einem
> Zeitungsartikel hergeleitet, dass die Spittelkolonnaden den Nullpunkt
> Berlins umrahmen. Dass dieser Punkt für Entfernungsangaben von und
> nach Berlin als Zentrum betrachtet wird. (Übrigens gibt es sowas in
> Madrid ganz offiziell: Der Plaza de la Puerta del Sol,
> <https://www.openstreetmap.org/node/3660257614> beherbergt den
> "Kilometro 0", den offiziellen Nabel und Dreh und Angelpunkt
> Spaniens). Leider kann ich mich an meine damaligen Quellen nicht mehr
> erinnern. Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Spittelkolonnaden)
> nennt diesen Punkt nebst einem Obelisken als Meile Null für die
> Entfernungsangaben nach Potsdam. Er wurde dann auch für andere
> Entfernungen als Zentrum genutzt.
>
> Allerdings erschien mein Artikel vor 2003. Ob das heute so noch
> stimmt? Andererseits: Wie oft will man denn Entfernungsschilder
> ändern, weil eine Stadt hier oder da was anbaut? Also, mit den
> Spittelkolonnaden liegst Du schon saugut. Wer es genauer will, sollte
> mal beim Vermessungsamt seines Bezirks oder des Bezirks Mitte oder bei
> der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung anrufen.
>
> Gruß
>
> Henson
>
>
> Am 30.03.2017 um 12:34 schrieb Martin Koppenhoefer:
>>
>> Am 30. März 2017 um 12:23 schrieb Mark Johnson
>> <mj10777 at googlemail.com <mailto:mj10777 at googlemail.com>>:
>>
>>     Historisch gesehen wäre den Mühlendammbrücke (zwischen alt-Berlin
>>     und A-t-Kolln).
>>
>>
>>
>>
>> ja, die habe ich auch erwähnt in meinem ersten Kommentar vom 27.3.,
>> allerdings würde ich eine Brücke praktisch nie als Zentrum sehen, sie
>> ist immer ein Übergangspunkt. Nach der Verlegung der überregionalen
>> Handelstraße von Magdeburg nach Posen, die Köpenik und Spandau (beide
>> in der früheren Geschichte weitaus bedeutender als Berlin) bediente,
>> so dass sie auch über Cöln und Berlin führte, war sie die wichtigste
>> Brücke der Stadt und Verbindung von Cöln und Berlin. Mit steigender
>> Bedeutung Preussens gibt es allerdings m.E. bis zum 20. Jh. kaum
>> Zweifel, dass das Schloss über mehrere Jahrhunderte das Zentrum der
>> Stadt war.
>>
>> In OSM interessiert uns natürlich immer der Ist-Zustand. Auch gibt es
>> im Fall einer Hauptstadt eine Art Zwickmühle, ob man das Zentrum aus
>> Sicht eines Berliners oder aus Sicht eines sonstigen Bundesbürgers
>> betrachten will, da ich annehme, dass für letztere nationale
>> politische Bedeutung (Bundestag) wichtiger ist als regionale (Senat).
>> Berlin als Stadt und Bundesland, oder als Hauptstadt der Republik.
>>
>> Gruß,
>> Martin
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