[OSM-Thueringen] Werkzeug zur automatisierten Vereinfachung
Andreas Jacob
andreasjacob at gmx.de
Fr Mai 22 22:12:21 CEST 2009
On Friday 22 May 2009 20:13:50 Christian Koerner wrote:
> Andreas Jacob wrote:
> > Nun ja - ich habe mir die Links aus deiner vorherigen Mail nicht so genau
> > angeschaut, und argumentiere jetzt einfach mal ein wenig aus dem Bauch
> > heraus, weil es mich schon ein wenig an meine "Wegvereinfachungen"
> > erinnert, welche ich mit Hilfe der speziell in JOSM vorhandenen
> > Editierhilfe durchgeführt hatte, und Christian dies z.B. nicht so toll
> > fand.
>
> Natuerlich ist die Sache aergerlich, ich sehe staendig Wege die ich
> angelegt habe, die dann spaeter verschlimmbessert wurden.
> Wenn ich zu dem Zeitpunkt gerade nichts besseres zu tun habe setze ich
> die dann wieder zurueck.
Wenn du mit Verschlimmbessern meinst, dass das Resultat nicht mehr die
Realität (tm) abbildet bzw. durch das Vereinfachen Informationen verloren
gehen, wie du das weiter unten beschreibst, dann müssen wir uns darüber nicht
weiter austauschen, da bin ich vollkommen deiner Meinung
> > Wie Christian schrieb, war das ja wohl auch auf dem letzten Treffen im
> > Waldkasino mal wieder ein Thema, zu dem unterschiedliche Ansichten
> > bestehen.. Mit anderen Worten, gibt es für mich durchaus Gründe, die eine
> > oder andere Strecke mit Hilfe von Tools zu vereinfachen, ohne dass man
> > vorher zu der Auffassung gelangen kann, dass man damit die Arbeit des
> > Vormappers mindern würde. Aus meiner Sicht würde ich also erst einmal die
> > Reaktion des Users abwarten, so du ihn angeschrieben hast. Auch wenn ich
> > bzgl. geraden Straßen und mehreren Nodes immer noch anderer Meinung bin
> > als Christian, habe ich mich ja auch dazu entschlossen, seine Meinung zu
> > respektieren, und fürderhin keine Nodes mehr auf geraden Strecken von
> > Vorgängern zu löschen, tue dies aber weiterhin bei von mir selbst
> > erstellten Wegen, bevor ich diese hochlade. Unterstellen wir für den
> > Anfang also doch erst mal gute Absichten (schlimmstenfalls Unkenntnis)
> > für das Verhalten, und versuchen Licht in's Dunkel zu bringen.
>
> Ich habe ja generell nichts gegen die Vereinfachung von Wegen ausser man
> geht dabei unkontrolliert vor,
Das ist doch schön. Und es ist durchaus im Bereich des Möglichen, das man Wege
kontrolliert vereinfacht. Generell würde ich z.B. nie einen Node entfernen, an
welchem weitere Informationen angehangen sind. Zweitens gehört für mich nach
dem Vereinfachen immer ein Abgleich mit dem eigenen Datenmaterial dazu. Da
mein Logger mindestens jede Sekunde ein Pünktchen aufzeichnet, kommt da gerade
beim Fahrradfahren schon eine Menge an Details aus dem GPX-File
herausgepurzelt. Da ich dazu noch meistens die Qualität meiner Tracks (das GPS
System hat ja auch dann und wann so seine Probleme) anhand eines WMS Layers
vor dem Editieren einschätze, zeichne ich nur an Stellen, wo meine eigenen
Daten hinreichend genau vorhanden sind, und kann somit auch nur an solchen
Stellen vereinfachen.
An solchen Stellen nehme ich das Vereinfachungstool. Sollte ich sehen, dass
nach dem Vereinfachen z.B. ein Kurvenverlauf von meinem GPX Track abweicht,
dann werden an dieser Stelle halt wieder ein paar Nodes eingefügt, um die
Realität abzubilden. Realität bedeutet aber für mich, dass eine Gerade mit
Anfangs- und Endpunkt hinreichend beschrieben ist. Dazwischen liegende Nodes,
welche auch keine weiteren Informationen, sprich Tags, tragen, erhöhen in
keiner Weise die Detailgenauigkeit, da es redundante Informationen sind. Wenn
ich mich recht entsinne, hattest du damals die Nodes auf einer geraden Straße
gesetzt, um anzudeuten, dass es noch abgehende Straßen gibt, und ein anderer
Mapper diese Nodes nutzen könnte, um evtl. da anzudocken. Da denke ich aber,
dass ein kleiner Way in die entsprechende Richtung mit "fixme" getaggt
wesentlich mehr Details widerspiegelt, als ein purer Node.
> so zum Beispiel beim Einsatz von
> Werkzeugen die nicht intelligent genug sind um unterscheiden zu koennen
> an welchen Stellen ein Weg vereinfacht werden muss und wie stark.
> Fuer mich ist dieses Vorgehen definitiv unfaehr gegenueber denen die
> viel Wert auf Detail setzen.
Ich will jetzt nicht den konkreten Fall beurteilen, da ich in diesem Fall
keinen vorher/nachher Vergleich gemacht habe. Aber mir ist bzgl. "Wert auf
Detail" dann doch wichtig zu erwähnen, dass mancher GPX Track eine Genauigkeit
vorgaugelt, welche z.B. auf Grund eines schlechten Signals gar nicht vorhanden
ist. Nur weil ein way aus vielen Punkten besteht, bedeutet dies noch lange
nicht, dass sich damit automatisch die Genauigkeit erhöht, wie man auch aus
meinem Beispiel mit der "überbestimmten" Gerade erkennen kann. Aber ich denke
mal, das wirst du nicht anders sehen.
> Nun behaupt ich einfach mal dass ein Grossteil der Mapper die das Tool
> verwenden einfach nur eine Region, einen Weg oder eine Flaeche sehen bei
> denen scheinbar zu viele Punkte sind und ein Auswahl-Rechteck um diese
> Region ziehen bzw. den Way selektieren und dann einfach auf "Weg
> vereinfachen" klicken ohne sich den Unterschied zwischen Vorher und
> Nachher genauer anzusehen. (Dabei vielleicht auch noch die Meldung
> "Diese Auswahl enthaelt X Wege. Sind sie sich {sicher}, dass alle Wege
> vereinfacht werden sollen?" immer bestaetigen.)
Was meine Person betrifft, dann vereinfache ich z.B. nur einzelne Ways, welche
ich manuell selektiert habe. Aber wenn User dies über die von dir beschriebene
Vorgehensweise machen sollten, dann ist das ja fast der selbe Fall, wie die
"Probleme" welche auftreten, wenn einige Potlatch User nicht nah genug an das
zu editierende Objekt heranzoomen. Ja, das ärgert mich auch, wenn dadurch
Details verlorgen gehen. Jedoch bleibt uns da wohl nur der steinige Weg des
persönlichen Kontakts und der Aufklärung.
Wir sollten nicht vergessen, dass wir das "Glück" hatten, als wir in unseren
Regionen angefangen haben, dass da kaum die Möglichkeit bestand einem
"Regular" virtuell auf den Schlips zu treten, weil die Regionen einfach noch
größtenteils leer waren.
> Gerade eben habe ich das Werkzeug noch einmal ausprobiert um sicher zu
> gehen dass ich hier keinen Mist erzaehle. Dabei habe ich meine Dorf als
> Beispieldatensatz genutzt, da gibt es so gut wie keine ueberfluessigen.
> Dabei ist der Datensatz um ein Drittel reduziert wurden (2175 Nodes -
> 669 Nodes -> 1506 Nodes), sichtbar ist ein eindeutiger
> Informationsverlusst. Ein paar Beispiele: Aus einer scharfen Kurve
> [Fussweg] (bestehend aus 3 Nodes) wurde eine Ecke (1 Node), eine weitere
> grosse und
> praegnante Kurve (bestehend aus 6 Nodes) wurde eine Ecke (1 Node), aus
> einen leicht geschlaengelten Straszenabschnitts wurde eine Gerade, damit
> hat diese Strasse ihren charakteristischen Punkt verloren.
Vielleicht hängt das ja auch damit zusammen, dass nicht nur du, sondern
natürlich auch unsere Neuzugänge mit der default Einstellung des "simply-way"
arbeiten. Und diese liegt anscheinend dann wohl immer noch bei 50 Metern,
welche beim Vereinfachen auftreten dürfen. Das dies zu viel ist, wurde schon
letztes Jahr diskutiert, als das utilsplugin umgestrickt wurde. Ich habe schon
damals im Einstein-modus in Josm den Key "simplify-way.max-error" eingefügt
und auf "1" gesetzt. Vielleicht ist ja dies eine Einstellung, welche man in
einem solchen Fall einmal kommunizieren könnte, wenn jemand wirklich "mit der
Axt" die Ways begradigt.
> Wenn man beide Ergebnisse vergleicht: 1506 (Werkzeug) gegen 2004 (Hand),
> dann hat das Werkzeug nach meinen Geschmack ~22,9 % zuviel geloescht.
>
> Den Einsatz solcher Werkzeuge kann ich nur dann befuerworten wenn das
> Ergebnis der automatischen Vereinfachung kaum von der haendischen
> Vereinfachen abweicht und dass ist momentan nicht der Fall und wird es
> wohl auch nicht werden.
Probier mal den oben genannten Key, und berichte, ob du das Ergbnis wesentlich
besser findest.
> Fazit: Wir brauchen solch ein Werkzeug nicht,
Hast du bei der Aussage auch an die Leute gedacht, welche den "umgekehrten
Weg" gehen und ihre gpx logs 1:1 in osm layer konvertieren, und dieses
Ergebnis dann abstrahieren? Für diese ist nämlich dieses Tool Gold wert. Und
diese Herangehensweise will ich ihnen nicht verbieten.
> immer dann wenn ich ueber
> einen Weg stolper der meiner Meinung nach zu viele Nodes hat dann
> selektiere ich die Nodes der Geraden (Auswahlrechteck mit gehalten
> Shift) und loesche sie, die Kurven lasse ich meist unangetastet.
Wie du oben schon richtig schriebst. Das Problem ist eigentlich nicht die
Vereinfachung, sondern die fehlende "Endkontrolle" des Ergebnisses der
Vereinfachung durch den Anwender. Hinzu kommt dann, dass der Default Wert für
die Vereinfachung anscheinend immer noch zu hoch eingestellt ist.
> In der Hoffnung jemanden zum Nachdenken angeregt zu haben,
In der Hoffnung, dass diese Aussage nicht implizieren sollte, dass mein
Standpunkt bisher nicht das Ergebnis eines Nach- bzw. Denkprozesses gewesen
ist. ;-)
Gruß und Habe die Ehre
Andreas aus der Thüringer Rhön