[halLEipzig] Anfrage Leipziger Volkszeitung
monotar
derneuesteffen at web.de
Di Apr 19 00:56:49 CEST 2011
Hallo,
> ich bin Lokalredakteur für die Leipziger Volkszeitung in Wurzen. Seit
> einiger Zeit ist ein junger Mann in Wurzen und Umgebung unterwegs, der -
> so schildern es Anwohner - die Straßen vermisst. Darauf angesprochen,
> was er mache, antwortete er, er würde für Openstreetmaps arbeiten.
>
> Können Sie bestätigen, dass einer Ihrer Mitglieder die Straßen in Wurzen
> vermisst?
Ja, derjenige bin ich. Ich arbeite natürlich nicht für Openstreetmap
(Abk.: OSM) bzw. verdiene damit kein Geld. Da mich nur 3 Leute während der
Zeit in Wurzen angesprochen haben und ich nur einer Person geantwortet und
einen Flyer gegeben habe, die sich dann beschwert hat, der Dienststempel
würde fehlen und ich könnte ja sonstwer sein, kann ich mir natürlich
denken wer das war... . Ich komme übrigens aus einem Ortsteil von Wurzen.
> Könnten Sie mir kurz schildern, welchen genauen Zweck die Messungen
> haben, was dabei erfasst wird?
Im Prinzip kann man in OSM sehr viele Sache erfassen. In letzter Zeit habe
ich lediglich die Hausnummern von Wurzen erfasst und diese den Gebäuden
(von Luftbildern abgezeichnet) zugeordnet, sodass aktuell etwa 95% aller
Hausnummern von Wurzen erfasst sind (bin also für Wurzen quasi fertig). Es
fehlt hier und da noch eine Nummer, aber nicht immer kommt man an alle
Nummern oder bemerkt alle Häuser. Hier ist Openstreetmap auch auf die
Mithilfe von Mitbürgern angewiesen, die etwaige Fehler im Kartenmaterial
melden. Im Gegensatz zu kommerziellen Kartendiensten besteht bei OSM die
Möglichkeit, dass die Fehler zeitnah korrigiert werden (kann ja jeder
editieren, kann auch jeder bei OSM selbst anfangen)
Jetzt mal von der Hausnummerngeschichte weg: Der größere Zweck von OSM ist
natürlich, dass hier freie Daten geschaffen werden sollen, die von jedem
kostenfrei genutzt werden dürfen (lediglich die Lizenz muss genannt werden
; vom Prinzip her ist OSM ein Wikipedia für Landkarten). Die Genauigkeit
der Daten ist gegenüber kommerziellen Material wie Google Maps natürlich
erheblich besser. Besonders in der Wurzener Innenstadt sind bei Google
Maps derart viele Fehler, dass die Karte z.B. für das Routing unbrauchbar
ist. Außerdem ist mit OSM-Karten ein vernünftiges Fahrrad- und
Fußgängerrouting möglich, Dinge die bei Google undenkbar sind. Hier hat
man mit OSM-Karten eine sehr gute Alternative geschaffen, weshalb diese
Daten besonders im Handy-Bereich ("Apps") immer beliebter werden.
Die Qualität der Wurzener OSM-Karte ist zur Zeit stark
überdurchschnittlich im Vergleich zum restlichen Sachsen. Hier liegt es
auch an den Gewerbetreibenden und sonstigen Leuten in Wurzen ihre
altbackenen Google-Maps-API von den Websites zu verbannen und durch
detailliertere OSM-Karten zu ersetzen (eine einfache
Einbindungsmöglichkeit besteht bereits). Ich kann mich auch noch daran
erinnern, dass die LVZ vor einiger Zeit eine große Google-Maps-Karte
abgedruckt hatte, ob das rechtlich einwandfrei war weiß ich nicht, aber
wir würden es begrüßen, wenn hierfür in Zukunft OSM-Material eingesetzt
würde, es ist lediglich die Nennung der Datenquelle (Openstreetmap) und
der Lizenz (CC-BY-SA) notwendig.
Natürlich kann man mit openstreetmap auch größere (wenn auch manchmal
teurere) Dinge starten, so hat der Landkreis Mittelsachsen eine Suche
unter http://www.mittelsachsen-atlas.de mit OSM-Kartenmaterial erstellt.
Was aus dem Kartenmaterial schlussendlich gemacht wird liegt also nicht in
der Hand dessen der die Daten aufnimmt. Man könnte sicher auch einen hoch
detaillierten Stadtplan aus dem Material machen.
Wenn sie für einen Bericht noch allgemeine Informationen zu Openstreetmap
benötigen, so fragen sie mich noch einmal, mir ist es lieber wenn ich
Ihnen die Wesentlichen und für Wurzen relevanten Aspekte gebe als dass sie
nur scheinbar wichtige Aspekte aus im Internet kursierenden Texten
extrahieren. Oder stellen Sie konkrete Fragen.
Mit freundlichen Grüßen