[OSM-Thueringen] Lizenzumstellung - user:lobelt

Timo Heinrich osm at konsolenritter.de
Sa Nov 19 12:11:17 CET 2011


Hallo in die Runde,

Am 14.11.2011 12:30, schrieb bkmap:
> Am 14.11.2011 11:40, schrieb Alexander Heinlein:
>>> Zu deutsch: der erste nicht-OBDL konforme Edit bedeutet: alle weiteren
>>> Edits muessen entfernt werden.
>>> So einfach wie unbequem.


Eine ebenso einfache wie unbequeme Frage:    ;)
Steht das alles auf festen Mauern? - Und wenn ja: Muss das so als
gesetzt hingenommen werden?

Laienhaft gefunden (und sicher veraltet) sind die Informationen unter
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Datenverlust_bei_Lizenzwechsel#Juristische_Kl.C3.A4rung

Interessant daran aber ist tatsächlich die Frage, ob Daten eines
CT-Verweigerers _überhaupt_ gelöscht werden müssen. Folgender Gedankengang:

Die Frage, der einen oder anderen Lizenz für eigene schöpferische
Beiträge zuzustimmen (oder eben nicht) ist die _freiheitliche_
Entscheidung eines Einzelnen (...Beitragenden zur Community). Dies sei
unbenommen. Der Einzelne OSM-Beitragende entscheidet, was mit dem "Kind"
seines schöpferischen Beitrags geschehen darf. Nennen wir diesen
Gestaltungsspielraum im Folgenden Freiheit.

Ein grundfester Dauerbrenner unter Juristen ist die Frage, wann die
Freiheit Anderer zugunsten der Freiheit des Einen beschnitten werden
darf. Daher ein provokantes Beispiel.

Ein Nutzer (bleiben wir hier, ohne jeden Vorwurf, nur des Beispiels
wegen) bei einem Nutzernamen wie lobelt:  Angenommen, ein Objekt, sagen
wir eine Strasse, wurde von irgendwem angelegt in v1. Danach liegt das
Mapping eine Zeit brach. Einige Monate später bringt lobelt eine
Änderung ein: v2. Er hat die Strasse mit einem Namen versehen -
Buschstraße. In v3 verschiebt ein Dritter einen Node, weil die Geometrie
(sagen wir aus v1) doch arg daneben lag. In v4 (inzwischen sind wieder
einige Wochen oder Monate vergangen) fällt einem Vierten auf, dass
"Buschstaße" ein Irrtum war und ändert folgerichtig in "Bachmannstraße"
(wie gesagt, Beispiel frei erfunden).

Darf nun die Freiheit von zwei, drei oder mehr Beitragenden (zeitlich)
nach lobelt aufs Ärgste beschnitten werden, indem ihre Arbeit ins
Nirwana geht? Zählen wir mal zusammen.

Auf der einen Seite steht das freiheitliche Interesse eines
CT-Verweigerers, der ursprünglich die Intention hatte, die OSM durch
seine eingebrachte Arbeit und seine Beiträge voranzubringen (im Sinne
der Community). Auch und gerade für einfache Datenbeiträge ohne
schöpferische Leistung (die wären: Erfinden oder Einbringen neuer
Features und Tags) muss angenommen werden, dass die Intention zum
Zeitpunkt des Einbringens das Voranbringen und Verbessern des
Datenbestands (und damit eine allgemeine Beitragsleistung zur OSM) war,
und nicht einfach im Nachhinein negiert/widerrufen werden darf.

In diesem Beispiel ist die schöpferische Leistung gleich null, denn die
Beiträge bestanden nur in der Instantiierung von Attributen und Tags,
die längst in der OSM allgemein anerkannt sind und tausendfach
Verwendung finden. Die anderen Benutzer, die nicht mehr oder weniger
Anspruch auf die gleichen Intentionen und Ziele ihrer Beiträge zur OSM
haben (weil sie mit Freude und Engagement die OSM weiterbringen, und -
jetzt kommt der Unterschied - dies unverändert bis zum heutigen Tage,
auch über einen Lizenzwechsel hinweg), würden durch die Löschung aufs
Ärgste in ihrer Freiheit und ihrem Beitrag zur OSM beschnitten. Und das
von hinten durch die Brust, denn die Löschung beträfe bereits in der
Vergangenheit (und von den Beitragenden zeitlich, monetär,...)
aufgewendete Arbeit. Eigenschöpferischer Anteil war bei diesen
Beitragenden allerdings ebenfalls gleich null.

Anders sähe es aus, wenn lobelt zum Beispiel in schöpferischer Leistung
ein _neues_ Feature/Tag/Whatever in die OSM eingebracht hätte, was
eindeutig auf ihn zurückzuführen wäre. Aber auch für solche Fälle müsste
gelten, dass lediglich die betreffenden Tags entfernt würden,
keinesfalls in gleichen oder anderen Versionen vorgenommene Änderungen
_anderer_ Tags. Mit anderen Worten: Ein Löschen ganzer Versionen dürfte
nicht stattfinden, bestenfalls das Entfernen einzelner Tags, die
zweifelsfrei auf den CT-Verweigerer zurückgehen.

Bei Beiträgen ohne schöpferische Eigenleistung (wie obiges Beispiel
eines name-Tag) könnte man noch darüber nachdenken, ob man Änderungen
rückgängig macht, sofern lobelt der _letzte_ Überarbeiter dieses Tags
war. Da die Abbildung der realen Umwelt so ziemlich das primärste Ziel
ist (wenn man eine Rangfolge aufstellen wollte), was die OSM und damit
alle Beitragenden verfolgen, wäre es zum Beispiel fatal, wenn (sollte
lobelt wie im obigen Beispiel ein Fehler unterlaufen sein) die
nachfolgenden Beitragenden sogar in ihrem Recht beschnitten würden,
Dinge richtigzustellen! Ich möchte hier nicht generell das Recht der
Mehrheit über das Recht des Einzelnen stellen (um möglichen
Mißverständnissen vorzubeugen), aber es soll bitte auch nicht vergessen
werden, dass auch CT-Verweigerer zum Zeitpunkt ihrer ursprünglichen
Arbeit das Voranbringen der OSM im Ganzen im Auge hatten. Egal wie
zutreffend im Detail die alten Lizensierungsmodelle sind oder waren
(oder eben nicht waren): Dieses "im Auge hatten" verkörpert die Absicht
des Beitragenden, und die darf auch im Nachhinein zum Schutze der
weiterhin Beitragenden nicht pervertiert werden.


Noch eine generelle Anmerkung zum Löschverfahren: Algorithmisch ist das
Ermitteln betroffener Tags aus der Deltamenge eines Nutzers und das
Entfernen/Unkenntlichmachen dieser einzelnen Tags _unter Beibehaltung
der Versionen_ einfacher, als das Entfernen ganzer Versionen und
Deltamengen mit den entsprechenden Auswirkungen auf benachbarte
Versionen in der Zeitachse und benachbarter Elemente und vor allem
Relationen in der OSM, wie schon hinreichend angemerkt und beklagt
wurde. Deshalb meine Meinung: So algorithmisch einfach und klar die
bisher für den Lizenzumzug beschriebenen Löschkriterien sind - es lässt
mich das dumme Gefühl nicht los, jemand habe es sich da _sehr einfach_
gemacht. Warum es sich also nicht noch einfacher machen :) und sagen: Es
werden überhaupt keine Versionen gelöscht, sondern maximal direkt
betroffene Tags in den Versionen des CT-Verweigerers?



Grüße,

#timo