[OSM-Niederbayern] Fwd: [Talk-de] Google entschuldigt sich für nicht lizensierte Nutzung von OSM-Daten

Gernot Hillier gernot at hillier.de
Fr Nov 19 11:28:11 CET 2010


Tag!

(@Ulf: sorry für die Doppel-Antwort, hatte den falschen Knopf erwischt)

Am 18.11.2010 20:32, schrieb Ulf Lamping:
> Am 18.11.2010 13:10, schrieb Gernot Hillier:
>> Und dass Google die Daten nicht unter der OSM-Lizenz verwenden will,
>> kann ich gut verstehen. Wir hatten hier bei Siemens kürzlich eine
>> ähnliche Anfrage und nach der Klärung der aktuellen Rechtslage mit der
>> CC-Lizenz musste ich meinem Kunden leider auch empfehlen, die OSM-Daten
>> nur nach Rücksprache mit einem Anwalt zu verwenden. Da gibt es einfach
>> zuviele offene Punkte rechtlich gesehen, da die Lizenz nicht zu der Art
>> von Daten passt..
>
> Wenn du als Siemens Mitarbeiter deinem Kunden irgendwas anderes rätst
> als in so einer Sache Rücksprache mit seinem Anwalt zu halten handelst
> du eh grob fahrlässig ;-)

Hmpf, habe mich diesbezüglich wie üblich nicht klar ausgedrückt. Ich bin 
Siemens-interner Consultant, wenn man so will, - das heißt unter "Kunde" 
verstehen wir andere Siemens-Abteilungen. Und wichtiger Bestandteil 
meiner Aufgaben ist es, Siemens-Abteilungen bzgl. lizenzkonformem 
Einsatz von Open Source zu beraten. Ob diese dann auf uns hören und/oder 
zusätzlich noch einen Anwalt befragen, ist eine Frage der 
Risiko-Einschätzung des jeweiligen Projektleiters.

Schließlich befragst Du als Privatmensch ja auch nicht vor jeder 
Geschäftstätigkeit Deinen Anwalt, obwohl das Dein generelles 
Lebens-Risiko sicherlich deutlich reduzieren würde.

> Google hatte bestimmt einen ganz tollen Vertrag mit ganz tollen
> Lizenzbestimmungen und deren Lieferant hat sich dann einen Scheißdreck
> drum gekümmert. Soviel zum Thema Verträge und Lizenzen.

Klar, man sollte eigentlich alle Verträge und insbesondere Gesetze 
abschaffen, weil sich die Leute ja eh nie dran halten.

> Gerade große Firmen finden/haben *immer* ein Problem, wenn sie den
> Vertragstext / Lizenztext nicht selber bestimmen können, *egal* was
> drinsteht.

Stimmt. Sonst würden große Firmen ja Open Source einsetzen, statt 
grundsätzlich alles zuzukaufen.

Weißt Du, was das schöne an solchen Pauschalaussagen ist: sie sind 
*immer* falsch. ;-)

> Es hat mir bislang noch niemand erklären können, warum das
> mit der ODBL anders werden sollte.

Weil die Lizenz zu dem, was wir bei OSM tun, passt. Im Gegensatz zur 
CC-BY-SA. Und wenn zahlreiche, auch maßgebliche, Mitglieder der 
Community schon sagen, dass ihnen nicht klar ist, was man mit den von 
uns erzeugten Daten unter der CC-BY-SA überhaupt tun darf, dann wird 
sich IMHO ziemlich sicher keine Firma darauf einlassen.

Ohne die Lizenzdiskussion des OSM-Projektes auch nur ansatzweise zu 
kennen, hat mein Chef sofort gesagt: "Wieso Creative Commons? Das müsste 
doch eigentlich ein Datenbankwerk sein?".

Glaub mir: ich habe lange darauf gewartet, endlich bei Siemens (für 
Geld) mal was mit OSM machen zu können. Und als ich dann wirklich eine 
entsprechende Anfrage hatte und mich pflichtgemäß mit der rechtlichen 
Situation tiefer auseinandergesetzt habe, musste ich mit großer 
Enttäuschung erstmal eine deutliche Warnung aussprechen, die 
höchstwahrscheinlich dazu führt, dass aus dem Projekt nix wird. Und das 
habe ich mir sicher nicht leicht gemacht.

Es gibt jetzt wohl noch eine Prüfung durch unsere Anwälte - aber ich 
glaube kaum, dass die die Risiken geringer einschätzen wie ich.

> Die Prüfung von (englischem) Vertragsrecht noch dazu mit einer
> obskuren englischen Foundation (OSMF) wird einen deutschen Anwalt
> auch nicht wirklich begeistern.

Nunja, nicht alles im Leben macht Spaß, manches muss man aber halt tun. 
Bei Open Source hat man es fast immer mit englischen Texten zu tun - 
genauso wie bei Lizenztexten anderer Software.

Und die OSMF spielt hierbei nach meinem Verständnis so gut wie keine 
Rolle - unser Vertragspartner wird ja nicht die OSMF, sondern die 
Zigtausend Mapper da draussen, die die von uns ggf. verwendeten Daten 
erfasst haben. Das einzige, was zählt, ist der Lizenztext und die 
allgemeine Rechtslage.

Und wenn es dabei Unsicherheiten gibt, dann kann man nochmal in die 
Community reinfragen und so das eigene Risiko minimieren, aber das 
können wir uns hier auch sparen, da das Ergebnis ja schon hinreichend 
dokumentiert ist.

> Sorry, aber sowas ist gerade eben *kein* besonders guter Grund für den
> Lizenzwechsel, auch wenn das immer wieder so behauptet wird.

Das verstehe ich jetzt nicht. Meinst Du, man könnte CC-BY-SA ohne 
Prüfung einsetzen? Meinst Du, bloß weil die CC-BY-SA deutsch ist, macht 
es die Sache viel einfacher oder deutlich weniger aufwändig? Hast Du den 
eigentlichen CC-BY-SA-Lizenztext schonmal gelesen oder bloß die - 
juristisch leider unbedeutende - Zusammenfassung?

--
Gernot