[osm-essen] Fwd: Neue Lizenz: ODbL 1.0 "release candidate" veröffentlicht
Rotbarsch
rotb at gmx-topmail.de
Do Apr 30 10:45:33 CEST 2009
Hallo!
Da wir mit Henk Hoff vor einem Monat auf dem Treffen instensiv über
die neue Lizenz diskutiert haben und auch gestern abend auf einem
gemütlichen OSM-Treffen das Thema aufgegriffen haben, hier eine
aktuelle Mail von Talk-de.
Falls es Euch interessiert, beachtet bitte die weitere Diskusssion
dort und auch auf den entsprechenden Wiki-Seiten.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr wisst, was und warum ihr
entscheidet, wenn ihr in nicht allzuferner Zukunft gefragt werdet, ob
Euer Beitrag zu OSM unter der neuen Lizenz veröffentlicht werden darf.
Viele Grüße
Rotbarsch
----- Weitergeleitete Nachricht von frederik at remote.org -----
Datum: Thu, 30 Apr 2009 01:12:17 +0200
Von: Frederik Ramm <frederik at remote.org>
Antwort an: Openstreetmap allgemeines in Deutsch <talk-de at openstreetmap.org>
Betreff: [Talk-de] Neue Lizenz: ODbL 1.0 "release candidate" veröffentlicht
An: Openstreetmap allgemeines in Deutsch <talk-de at openstreetmap.org>
Hallo,
auf
http://www.opendatacommons.org/licenses/odbl/
gibt es die ueberarbeitete Version der ODbL, die eventuell in Zukunft
fuer OSM Anwendung finden soll. Der hier veroeffentlichte "Release
Candidate" soll in 2 Wochen in die finale 1.0 muenden, und dann kann bei
OSM der Prozess beginnen, der letztendlich entscheidet, ob wir diese
Lizenz ueberhaupt wollen.
Die wesentlichen Aenderungen zur Version 0.9 sind:
* Das Use/Convey-Problem wurde repariert, so dass, wie immer geplant,
nun auch "Zwischenprodukte" auf dem Weg zu einem "Produced Work"
offengelegt werden muessen.
* Die Sache mit dem "oder eine neuere Version der Lizenz" wurde insofern
praezisiert, als dass da nun steht "eine neuere Version, die dem Geiste
dieser Lizenz entspricht"; ferner wurde hinzugefuegt, dass auch eine
Veroeffentlichung unter "einer kompatiblen Lizenz" erlaubt ist, wobei
der Lizenzgeber jemandem das Recht erteilen kann, zu entscheiden, welche
Lizenzen kompatibel sind.
* Wenn man eine abgeleitete Datenbank nutzt, reicht es nun, einen
Algorithmus anzugeben, der diese Datenbank aus dem verfuegbaren Original
herstellt. Streng genommen haette die alte Lizenz von jemand, der z.B.
minuetliche OSM-Updates in seine Mapnik-Datenbank einspielt, verlangt,
staendig den aktuellen Inhalt seiner Mapnik-Datenbank verfuegbar zu
machen; nun wird es reichen, wenn er sagt: "ich hab osm2pgsql genommen
und auf die folgenden oeffentlich erhaeltlichen Eingabefiles angewender".
* Es gibt eine GPL-artige Klausel zum Wiederinkraftreten der Lizenz nach
einer Verletzung. Vorher stand da "wenn Du die Lizenz verletzt,
verlierst Du alle Rechte an den Daten", jetzt kommt hinzu "wenn Du mit
der Lizenzverletzung aufhoerst, hast Du die Rechte wieder".
Zu den Fragen
(a) was ist ueberhaupt eine Datenbank und was ein Produced Work,
(b) was ist eine collected database und was eine derivative database,
(c) was ist "substantial"
macht die Lizenz weiterhin keine ausreichenen Aussagen, aber die OSMF
will versuchen, das in einem Zusatzdokument zu klaeren. Die vorlaeufig
geplante Definition von "substantial" sieht etwa so aus:
- nicht "substantial" ist alles bis zu 100 Features (ein Feature ist
dabei ein Way inkl. seiner Nodes oder ein einzelner POI-Node), egal
wie/wo/was;
- nicht "substantial" ist es auch, wenn man mehr als 100 Features
extrahiert, sofern diese Extraktion nicht systematisch ist (Beispiel:
alle Restaurants in Karlsruhe -> substantial, alle Restaurants in
Deutschland, in denen ich schonmal gegessen habe -> nicht substantial)
- nicht "substantial" ist auch ein kompletter Kartenauszug eines Gebiets
mit bis zu 1000 Einwohnern.
- alles andere ist hoechst wahrscheinlich "substantial".
Das heisst, dass jemand all diese Dinge aus der Datenbank nehmen und
benutzen darf, ohne an irgendeine Lizenz gebunden zu sein. Unzulaessig
ist jedoch, mehrere solche Exrakte zu einem groesseren zu kombinieren
(bzw. dann greift halt wieder die Lizenz).
Ich halte diese Definition von "substantial" fuer ziemlich brauchbar.
Sie stellt sicher, dass jemand unkompliziert kleine Datenmengen
entnehmen kann, aber sobald etwas ansatzweise "wertvolles" entsteht,
wird es eben "substantial".
Aus der Frage "was ist mit der internationalen Gueltigkeit besonders in
Laendern ohne Datenbank-Direktive" haben sich die ODC-Leute etwas
herausgewunden, siehe http://www.opendatacommons.org/faq/licenses/ - das
Argument geht etwa so: "Mag ja sein, dass diese Lizenz in bestimmten
Laendern nicht gilt, aber es ist doch besser als nix, wenn sie in
anderen Laendern wenigstens funktioniert". Hier bin ich anderer Ansicht;
ich finde, das fuehrt zu einer Ungleichbehandlung von Nutzern in
verschiedenen Laendern und zu einer Rechtsunsicherheit, und mir waere
"keine Lizenz" (PD, BSD o.ae.) lieber als eine Lizenz, die nur in einem
Teil der Welt verbindlich ist.
Unklar ist auch weiterhin, wie es moeglich sein soll, "Produced Works"
unter einer Share-Alike-Lizenz zu veroeffentlichen, solange die
Reverse-Engineering-Klausel existiert.
Alles in allem scheint mir diese 1.0-Version eine vernuenftige
Weiterentwicklung auf dem ODbL-Weg zu sein - wenn man den Weg denn
ueberhaupt insgesamt fuer den richtigen haelt.
Bye
Frederik
--
Frederik Ramm ## eMail frederik at remote.org ## N49°00'09" E008°23'33"
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