[OSM-Dresden] administrative Gliederung Dresdens

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Mo Aug 17 21:54:08 CEST 2009


> Joah kewl,
> könntest du dir vorstellen, ob es für OSM einen Weg gibt, an die 109
> Gemarkungen der Stadtteile Dresdens ranzukommen? Das wär natürlich der
> Knaller! Oder sind die eigentlich gar nicht wichtig? Ich hatte den
> Eindruck, dass die den Stadtteil festlegen, also nicht den statistischen
> sondern eher den historischen und der ja oft verwendet wird.
> 
> Und dann wollt ich noch fragen, ob du vielleicht ne Liste oder irgendne
> Möglichkeit kennst den Verlauf von Stadtvierteln in Erfahrung zu bringen
> (z.B. Hechtviertel, Waldschlösschenviertel, preußisches Viertel...)
> 
> 
> Die Ortschaftsbereiche und Ortschaften hab ich erstmal mit ihrer OSM-ID
> im osm-wiki auf der Statusseite Dresdens verlinkt:
> 
> http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Dresden/Status#Ortsamtsbereiche_und_Ortschaften
> 
> Des Weiteren hab ich mal auf der Seite mit den Grenzen im OSM-Wiki
> Dresden eingetragen:
> 
> http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Grenze#Kommunale_Ebene_-_Ortsteile_-_admin_level.3D9-11
> 
> Ob die 109 Gemarkungen (so wir sie denn hätten) wirklich admin_level=10
> wären, weiß ich nicht und hab ich auch eher so nach Gefühl eingetragen.
> 
> Grüße
> Christoph

Hallo, 

die Gemarkungen würde ich definitiv als wichtig bezeichnen. Ihre Grenzen richten sich in der Regel nach den Grenzen der alten Dorffluren, die mit der Eingemeindung zu Stadtteilgrenzen wurden. Ausnahme ist die Innenstadt, also das "eigentliche Dresden". Dieses besteht aus vier Gemarkungen (Altstadt I, Altstadt II, Friedrichstadt und Neustadt), in deren Gebiet wiederum zwölf Stadtteile liegen. Mit Ausnahme der Innenstadt eignen sich Gemarkungsgrenzen also sehr gut dafür, Grenzen von (historischen) Stadtteilen abzubilden. Die Dresdner Gemarkungen spielen eine wichtige Rolle in Katastern und Grundbüchern. Ihre Rolle für die offizielle Stadtgliederung haben sie faktisch eingebüßt.

Die Gliederung deutscher Kommunen ist in der jeweiligen Hauptsatzung festgeschrieben. Stadt- oder Ortsteile sind nicht Bestandteil der Dresdner Hauptsatzung, sondern nur die Ortsamtsbereiche (faktisch Stadtbezirke) und Ortschaften. Für statistische Zwecke gliedern diese sich in statistische Stadtteile. Ein statistischer Stadtteil gehört immer komplett zu einem Ortsamtsbereich. Die Grenzen der Gemarkungen stimmen hingegen in den meisten Fällen nicht mit den OA-Bereichsgrenzen überein. Bestes Beispiel hierfür ist die Gemarkung Strehlen, an der vier OA-Bereiche Anteile haben. Grund hierfür ist, dass die alten Dorfflur- und damit die aktuellen Gemarkungsgrenzen in vielen Fällen zu verwinkelt sind, um zusammenhängende Gebiete nachvollziehbar abbilden zu können. Grenzen statistischer Stadtteile richten sich daher bevorzugt nach geraden Straßen, Bahnstrecken usw. Bei statistischen Stadtteilen handelt es sich also zwar um eine offizielle Stadteinteilung, aber sie dient nur statistischen Zwecken und spielt keine weitere verwaltungsmäßige Rolle.

Es gibt also drei Stadtgliederungssysteme in Dresden:
a) Ortsamtsbereiche und Ortschaften für Verwaltungszwecke -> Admin-Level 9
b) Gemarkungen für Grundbuchzwecke -> kommt dem "Stadtteil ohne Selbstverwaltung" im Admin-Level 10 sehr nahe
c) Statistische Stadtteile für statistische Zwecke (auch Wahlkreise richten sich bspw. nach diesen Grenzen) -> Admin-Level 11

Leider wird keines der drei Systeme völlig der Wertigkeit eines echten Stadtteils mit all seinen Facetten (ermittelbare Fläche und Einwohnerzahl, verbindliche und klare Abgrenzung) gerecht. Für die teils seit Jahrhunderten in ihren Ausdehnungen beständigen Gemarkungen (historische Stadtteile) werden keine Einwohnerzahlen mehr ermittelt, sondern nur für statistische Stadtteile. Diese jedoch sind Kunstprodukte, die jeder historischen Grundlage entbehren, und spielen daher im Bewusstsein der Bevölkerung keine Rolle, sondern nur in Ämtern. Und die Ortschaften und Ortsamtsbereiche haben zwar den Verwaltungszweck, aber übersteigen in den meisten Fällen die Größe einfacher Orts- oder Stadtteile und sind ebenfalls ein neuzeitliches, regen Veränderungen unterworfenes Produkt. Und in der Innenstadt sind Stadtteilgrenzen meist nicht anhand von Grenzen statistischer Stadtteile oder Gemarkungen, sondern nur anhand uralter Festlegungen nachzuvollziehen (z. B. Prießnitz = Grenze zwischen Radeberger VS und Äußerer NS; Innere AS sowie Innere NS = Gebiet im ehemaligen Festungsbereich + überbaute frühere Festungsanlagen; Südvorstadt = Teil der Gemarkung Altstadt II südlich der Bahnstrecke; Bürgerwiese = Grenze zwischen See-VS und Pirn. VS usw.).

Wohl oder übel notwendig und sinnvoll ist also, alle drei Systeme nebeneinander abzubilden. Wie man an Gemarkungsgrenzen rankommt, ist im Prinzip einfach und aufwendig zugleich. Das städtische Vermessungsamt bietet dahingehend sehr exakte Karten an. Als ich für Wikipedia die Karten mit den Grenzen der Gemarkungen und der statistischen Stadtteile basteln wollte, habe ich einfach eine solche Karte abfotografiert und anschließend am PC die Grenzen nachgezeichnet. An einer ähnlichen Vorgehensweise wird wohl auch hier kein Weg vorbeiführen. 

Für Stadtviertel Grenzen festzulegen, geschweige denn überhaupt zu finden, halte ich für schwierig. Der Begriff ist ebenso schwammig und fließend wie die Grenzen, hat NULL offiziellen Charakter und kann bei Weitem nicht flächendeckend in Dresden Anwendung finden. Und rein anhand städtebaulicher Fakten ein Viertel abzugrenzen, wäre zwar eventuell sogar möglich (insbesondere bei den drei von Dir gebrachten Beispielen), aber nicht sinnvoll, weil dort auch andere (z. B. soziale) Komponenten mit reinspielen.

Viele Grüße!
DynaMoToR
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