[OSM-Berlin] Verwendung von landuse = residential

Stefan Dudzus atpl_pilot at gmx.de
Do Sep 18 13:45:28 CEST 2014


Guten Morgen liebe Listenteilnehmer,

leider ist die Resonanz nicht so groß, wie ich gehofft hatte.

Die ursprüngliche Fragestellung war, wie das landuse=residential richtig
benutzt wird.

@Tom
Selbstverständlich sollen die landuse tags NICHT mit der Fahrbahn verklebt
werden, sondern nur bis daran herangezogen werden (KEIN VERKLEBEN!!).

Und es ist mir auch klar, dass OSM weder einen Flächennutzungsplan noch
einen Bebauungsplan wiedergeben soll, obwohl wir uns ja eigentlich bei der
Art des Gebäudes exakt an die Nutzungsvorgaben laut Bebauungsplan halten
sollten (obwohl da kein Mensch reinsieht, sondern die Gebäude so tagt, wie
er die Nutzungsart des Gebäude einschätzt). In der Baunutzungsverordnung
(BauNVO) werden die verschiedenen Wohngebiete beschreiben: Siehe hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wohngebiet oder auch hier:
http://dejure.org/gesetze/BauNVO/4.html. 

Zitat aus dem Wikipedia-Artikel:
Der Begriff des Wohnens ist durch eine auf Dauer angelegte Häuslichkeit,
Eigengestaltung der Haushaltsführung und des häuslichen Wirkungskreises
sowie Freiwilligkeit des Aufenthalts gekennzeichnet und umfasst alle mit der
Führung eines Hausstandes verbundenen Tätigkeiten; dazu gehört auch die
Nutzung von Kraftfahrzeugen und den damit verbundenen Störungen.
Quellenangaben: 
-  Carl Fickert, Herbert Fieseler: Baunutzungsverordnung. Kommentar unter
besonderer Berücksichtigung des deutschen und gemeinschaftlichen
Umweltschutzes mit ergänzenden Rechts- und Verwaltungsvorschriften. 11.
Auflage (2008), Verlag: Kohlhammer. ISBN 3-17-020174-3.
-  Ronald Kunze: Stichworte Kleinsiedlungsgebiet, Reines Wohngebiet,
Allgemeines Wohngebiet, Besonderes Wohngebiet. in Bauordnung im Bild.
Kissing 2008. ISBN 3-8277-2616-6. 

Was ich meine ist z.B. folgendes Gebiet:
10965 Berlin zwischen Fidicinstraße / Willibald-Alexis-Straße /
Kopischstraße / Kloedenstraße

Dieser User (ich will Namen hier nicht nennen) VERKLEBT das
landuse=residential direkt mit den Außengrenzen der darauf stehenden
Gebäude, ich meine, die Hausseite die zur Straße hin zeigt, da wird JEDER
Knoten mit dem tag des landuse "verklebt."

Da ich in der Vergangenheit Gebäude in Berlin anhand des Geoportal Berlin /
Hausumringe mit den Plugin Tracer2Server korrigiert habe (da einige User in
der Vergangenheit die Dächer und nicht die Grundfläche gezeichnet haben und
daher enorme perspektivische Verzerrungen entstanden sind), werden die
"Verklebungen" durch das Plugin aufgehoben. Allerdings gehen dabei - wenn
man nicht zuvor alle anderen Notes (Hausnummern, Restaurants etc - die
ebenfalls direkt mit dem Gebäude UND dem Landuse verklebt sind - trennt (und
anders positioniert), verloren.

Diese Bearbeitung ist sehr zeitaufwendig und ich halte es schlicht für
falsch, landuse und Gebäudelinien zu verkleben.

Der User zeigt sich in der direkten Ansprache uneinsichtig. Er argumentiert,
dass er schon OSM gezeichnet hat, als Berlin noch eine "Wüste" war.

Aber das eigentliche Anliegen ist noch ein anderes: Es werden sind ja
offensichtlich zwei verschiedenen Philosophien vertreten:
1. landuse = residential wird nur bis an die Grundstücksgrenzen
herangezeichnet; oder
2. landuse = residential wird bis an die Straßenlinie herangezeichnet (OHNE
VERKLEBEN - obwohl ich das häufig finde).


Die Wohngebietstraße (highway = residential )ist, auch wenn es sich um
öffentliches Straßenland handelt - im Gegensatz zu einer Privatstraße, laut
Auskunft meines Bekannten (Baudirektor - ich nennen ihn, damit keine Namen
genannt werden, zukünftig Herrn Kö.) KEINE eigenen Nutzungsart innerhalb des
(Wohn-)Gebietes. Vielmehr handelt es sich um Anwohnerstraßen mit den
dazugehörenden Bürgersteigen. Das landuse=playground oder landuse=garden
auch nur eine Teilmenge eines Wohngebietes sind, sofern beim garden der
Ziergarten vor dem Haus gemeint ist und nicht der Britzer Garten).

Herr Kö. als Baudirektor einer mittelgroßen Stadt - also jemand vom Fach -
vertritt sogar die Auffassung, dass zusammenhängende Wohngebiete in OSM auch
zusammenhängend gezeichnet werden sollen, ungeachtet der (Wohn-)Straße, so
wird es auch in den Baubehörden gemacht und es interessiert dabei auch
nicht, ob das Wohngebiet einen eigenen Namen hat.

@Tom
Du schreibst: 
>Zitat:" Und Strassen sind in OSM halt historisch Vektoren und keine
Polygone, da ja das erste Ziel war, eine navigierbare Karte zu erhalten."

Deine Aussage steht NICHT im Widerspruch zu meinen Ausführungen.

Auch wenn nicht für den Renderer gezeichnet wird, so sieht das nicht
zugeordnete Gebiet bei den Usern, die nach der eingangs von mir unter Ziffer
1 genannten Variante zeichnen, zwischen Wohngebiet und Straße falsch aus -
es ist ja nicht unerforschtes Land und es hat ja eine Nutzung, nämlich als
Bürgersteig der Anwohner bzw. als Parkplatz der Anwohner vor ihrem Haus (und
Parkplätze am Straßenrand werden ja nicht extra gezeichnet!).

Ich möchte erreichen, das hier in Berlin einheitlich getaggt wird, ansonsten
können wir das auch gleich weglassen (z.B. in Hamburg wird das Tag
landuse=residential in der Innenstadt gar nicht oder selten verwendet -
siehe nördl. der Reeperbahn).

Tom schreibt am Mon, 15 Sep 2014 19:07:53 +0200
>Hm, das Problem ist allerdings, dass OSM weder zum Ziel hat, einen
Flächennutzungsplan noch einen Bebauungsplan zu erstellen, im Sinne eines
amtlichen Dokuments in welcher Gegend welche Art von Bauten zulässig sind.
>Dort ist nämlich nebensächlich ob die Fläche bis zur Strassenmitte
gezeichnet ist oder nicht, mitten auf der Strasse darf im allgemeinen eh
kein Wohnhaus errichtet werden.

Das ist falsch. Es geht nicht darum, ob eine Wohnhaus auf einer Straße
errichtet werden kann, sondern darum, wie ein Gebiet in diesem Fall ein
Wohngebiet, gewidmet ist.

Tom schreibt am Mon, 15 Sep 2014 19:07:53 +0200
> Die Sicht des Katasteramtes ist z.B. wieder eine andere, dort sind alles
Flurstücke, auf dem Flurstück des Wohngrundstücks wird gewohnt, auf dem
Flurstück der Strasse gefahren, gelaufen und ggf. die Mitte begrünt.
Manchmal > ist auch etwas unpassend überbaut, da wird ggf. eine
Splitterfläche abgeschnitten und getauscht.

Auch diese Aussage steht nicht im Widerspruch zu meinen Ausführungen. 

Die Aufgaben des Katasteramtes sind im Wesentlichen:

-   Bezeichnung (Gemarkung, Flur und Flurstücksnummer),
 -  geografische Lage des Grundstückes,
  - Auflistung der baulichen Anlagen und Liegenschaften,
  - Art und Weise, wie das Grundstück genutzt wird,
  - Größe des Grundstückes,
  - Eigentümer des Grundstückes.

Tom schreibt am Mon, 15 Sep 2014 19:07:53 +0200
> OSM hat einen anderen Ansatz als Baubehörden, und beim landuse eine
iterative Entwicklung. Erst wurde schnell ein landuse über einen ganzen Ort
gezogen, und nun mit zunehmenden Datenquellen schrittweise verfeinert.

Was ist denn der Ansatz von OSM? Es kann ja nicht sein, dass einige User den
tag landuse = residential einsetzten, als ob das Katasteramt nachgebildet
werden soll, oder ist das unter "verfeinern" zu verstehen?".

Zitat Tom:
> Problematisch ist nur das Überlappen von landuse, wie z.B. an Stellen
gesehen in denen sich Geschäfte im Erdgeschoss von Wohnbauten befinden. Das
ist die anteilige Mischnutzung von residential und kein überlappendes
retail.

Tom, da hast du vollkommen Recht, das sind laut BauNVO Wohngebiete und
dementsprechend mit landuse = residential zu taggen.


Es geht m.E. um eine Karte, die für die verschiedensten Navigationsaufgaben
Verwendung finden soll und dem Betrachter - ähnlich der kommerziellen
Straßenkarten - eine optische Orientierung bieten soll. Das Märkische
Viertel - um es mal als Beispiel zu benennen, ist ein zusammenhängendes
Wohngebiet - hat sogar einen eigenen Namen und selbst dort gehen die
Verwendungsformen des diskutierten tags auseinander.

Das sieht nicht nur Scheisse aus - sondern steht sogar im Widerspruch zu den
Ausführungen von Martin, der am

13 Sep 2014 09:03:15 +0200 schreibt:
> Ein Wohngebiet hat dagegen normalerweise einen Namen und ist Teil einer
Siedlung, darin finden sich verschiedene Flächennutzungen, nicht nur Wohnen.


@Martin
Der Flächennutzungsplan ist nicht allein Entwurfsplan, wie etwas in der
Zukunft gestaltet wird. Es ist zunächst ein Plan, wie ein Gebiet entwickelt
wird und welche Grundsätzliche Widmung ein Gebiet erhält. Und
selbstverständlich behält der FNP nach Erschließung des Gebietes seine
Gültigkeit. Der FNP ist auch oder vielmehr dann auch als Plan im Sinne von
KARTE zu verstehen, der den IST-Zustand nach Erschließung darstellt.

Martin schreibt am 15 Sep 2014 21:49:08 +0200:
> Es ist nun natürlich so, dass man auch Argumente finden kann, warum die
Gehwege und Straßen mit den Häusern zu tun haben, so muss man im Winter ggf.
Schnee schippen vor dem Haus, oder es gibt 30er Zonen in
> Nebenstraßen-Bereichen wo Wohnnutzung dominiert. Trotzdem halte ich den
landuse=residential Tag hier für ungeeignet, das wäre landuse=Highway, kann
man aber auch impliziert sehen durch area:highway=* (oder
> angenähert durch highway und lanes/width), solange die Straße nicht über
die Verkehrsflächen hinausgeht, sonst "braucht" man ein landuse=highway
>
> Für Wohngebiete würde ich eher place=neighbourhood verwenden (das kann
auch ein Way sein), da den name Tag etc. dazu

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Fazit:
Es geht mir nicht um die Einführung neuer Tags. Es geht mir um die
konsequente einheitliche Anwendung des bestehender tags - hier des landuse =
residential. Es muss doch möglich sein, hier eine Einigung zu finden. 

Vielleicht hilft die Mathematik insoweit weiter, indem definiert wird:
landuse = residential ist die grobe Darstellung (Einteilung) eines
zusammenhängendes Gebietes als Wohngebiet. Hierzu gehören u.a. (nicht
abschließend nur beispielhaft):

die in diesem Gebiet liegenden
- Spielpätze,
- Schulen
- und sonstigen sozialen Einrichtungen,
- aber auch die Straßen, die mit highway = residential gekennzeichnet sind.

Sie alles sind eine Teilmenge eines Wohngebietes (zur Erinnerung noch das
Zitat aus dem Wiki Artikel:
Wohngebiete [...]umfasst alle mit der Führung eines Hausstandes verbundenen
Tätigkeiten; dazu gehört auch die Nutzung von Kraftfahrzeugen und den damit
verbundenen Störungen.[...]

Wie wollen wir es in Berlin zukünftig halten? Und die Frage ist insoweit
wichtig, weil der eingangs beschriebenen Nutzer dieses lanuse tag immer
wieder in seinem Sinn überarbeitet (obwohl ja beide Darstellungsformen
[bisher] richtig sein sollen).

Ein langer Beitrag von mir, ich bitte um Entschuldigung, ich konnte mich
nicht kürzer fassen.

Liebe Grüße und ein schönes sonniges Wochenende
Stefan




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